Schreibblockade: Wenn das Geschriebene seinen eigenen Weg geht


Als Autor steht man oft vor einem Phänomen, das einerseits frustrierend, andererseits aber auch tief faszinierend ist: die Schreibblockade. Viele sehen darin nur ein Hindernis, doch ich habe im Laufe meiner Arbeit gelernt, dass hinter einer Schreibblockade oft viel mehr steckt. Sie ist nicht einfach nur ein Zeichen, dass wir feststecken – sie kann auch ein Hinweis darauf sein, dass unser Text, unser Geschöpf, seinen eigenen Weg gehen will.

In meinen Büchern habe ich immer wieder erfahren, dass die Worte irgendwann die Führung übernehmen. Anfangs habe ich noch versucht, meine eigenen Vorstellungen durchzusetzen, den Verlauf der Geschichte zu kontrollieren. Doch das Schreiben ist ein lebendiger Prozess, und wenn man zu sehr festhält, kommt es zum Stillstand. Der Text beginnt zu kämpfen, er widersetzt sich, und plötzlich sitzt man da, blockiert und ratlos.

Gerade in meinem Buch Heimgeschichten wurde mir so klar gezeigt, dass ich nicht diesen minimalistischen Stil gewählt habe – der Stil war von Anfang an, mit der ersten Geschichte, da. Es war, als hätten die Geschichten ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Stimme, und meine Aufgabe war es, ihnen zuzuhören und zu folgen. Das Loslassen war der Schlüssel. Sobald ich das verstand, floss das Schreiben wieder, und die Blockade löste sich fast wie von selbst.

Wenn man also vor einer Schreibblockade steht, sollte man sich fragen: Was will der Text mir sagen? Welche Richtung möchte er einschlagen, die ich bisher nicht zugelassen habe? Oft gibt man als Tipp, einfach draufloszuschreiben – freies Schreiben nennt man das. Genau darin liegt die Magie: Man lässt los, folgt den Worten, und plötzlich eröffnen sich neue Wege. Die Blockade löst sich, weil wir aufhören, den Text zu kontrollieren, und stattdessen lernen, ihm zuzuhören.

Als Autor muss man die Kunst des Zuhörens beherrschen – nicht nur den Charakteren, den Dialogen oder der Handlung, sondern auch dem Text selbst. Man muss bereit sein, sich von der eigenen Vorstellung zu lösen und dem Geschriebenen zu erlauben, sich zu entfalten. Denn oft weiß der Text selbst besser, wohin er will, als wir es tun.

 

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