Stimme ist nicht gleich Stimme


Wenn man, so wie ich, viel mit und an der Stimme anderer Menschen arbeitet, sie fördert und trainiert, kommt irgendwann der Punkt, an dem der Suchende plötzlich seine ureigene Stimme erhört und ruft: „Oh, das ist ja meine Stimme!“

Dies ist, für wahr, ein magischer Moment, denn diese Begegnung ist nicht nur für das Ohr vernehmbar, sondern auch klar spürbar.

Eine extreme Dichte erfüllt für einen kurzen Moment sogleich den Raum.

Der Blick des Suchenden erweicht und in den meisten Fällen kommen als Zeichen besonderer, inniger Freude über diese Begegnung, Tränen.

Interessant ist stets, wie klar die Menschen diesen, ihren besonderen Moment spüren, wie klar sie ihre ureigene Stimme, so leise, so zaghaft sie sich auch in diesem Moment zeigen mag, erkennen.

Die ureigene Stimme, die sonst nie zu Wort kommen darf, bahnt sich einen Weg in die Außenwelt.

Der erste Schritt ist getan.

Ab diesem Moment beginnt eine stille, kaum spürbare aber gravierende Veränderung.

Die Stimme erobert sich ihr Reich zurück.

Wirft alles, was alt und vermodert ist, was zur Geburt der falschen Stimme geführt hat, raus.

Sie schafft sich immer mehr Raum. Sie beginnt zu atmen.

Das gewohnte Leben des Suchenden wird umgeworfen.

Nichts ist bald so, wie es vorher, ohne die ureigene Stimme, war.

Dafür ist bald alles so, wie es sein sollte.

Ich mag diesen Moment, denn er verbietet dem Suchenden ein Zurück .

Und er verwandelt die Marionettenpuppe zu einem atmenden Menschen.

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