Rezension zu Philipp Blom´s Das große Welttheater


Wer betritt jetzt die Bühne?

Klapptext:

In seinem großen Essay zeigt Philipp Blom, wie es möglich ist, dass der Westen nicht trotz, sondern wegen Frieden und Wohlstand in einer Krise steckt. Die Zeichen stehen auf Sturm, und der Kampf um die Zukunft wird auch ein Kampf der Geschichte sein, vor aller Augen, auf der Bühne des Welttheaters.

Klassik a la carte war die NDR Kultur Radiosendung, in der ich auf dieses Buch, aber in erster Linie auf den Autor Philipp Blom aufmerksam wurde. Seine Gedanken fesselten mich sofort, da er in seinem Buch über eine Krise schreibt, die uns zur Zeit der Veröffentlichung des Buches noch nicht so bedrohlich auf die Pelle gerückt ist. Das Buch erschien vor der Corona Krise und beschreibt trotzdem genau das, was im Februar verschärft auf uns zukam und was uns endgültig zwang, in den Spiegel zu schauen.

Wir leben in einer Zeit, die entscheidend ist. In einer Zeit, in der wir genau spüren, dass wir etwas ändern müssen. In einer Zeit, in der wir wissen, dass es so, wie bis vor kurzem war, nicht mehr weitergehen kann und auch nicht wird. Natürlich wussten wir all das schon lange vorher. Doch wer reagiert gern bevor es nicht lebensbedrohlich wird? Diese innere Trägheit scheint unser aller Merkmal bzw. Makel zu sein. Wir sind kein agierendes, sondern nur ein reagierendes Wesen. Das haben wir schon oft genug bewiesen. Beispiele findet jeder. Man muss sich nur in seinem eigenen Leben umschauen.

Doch wie kommen wir aus dieser Krise raus? Was können wir tun? Können wir etwas tun oder sind wir uns ausgeliefert.

Philipp Blom sucht in und mit seinem Buch nach Antwort(en). Er zeigt dem Leser, dass es so, wie es ist, nicht weitergehen kann, doch was soll unsere neue Geschichte sein? Unsere gemeinsame Geschichte, die wir langsam finden und entfalten? Wer wird die große Bühne des Welttheaters betreten und wer wird dem Publikum starke Visionen schenken? Bilder, nach denen wir uns sehnen und richten können? Denn diese brauchen wir. Jetzt. Das alte Bild, die alte Geschichte vom ewigen Wachstum, von mehr, mehr und noch mehr greift nicht mehr. Doch was soll jetzt kommen? Wer und welches Bild erlöst uns von der inneren und äußeren Raserei?

Eigentlich stecken wir alle in einer Sinn-Krise. Wir wissen, so geht es nicht mehr weiter und wissen gleichzeitig nicht, in welche Richtung wir gehen sollen, denn wir leben in einer beispiellosen Zeit. Kurz: uns fehlt es an Repertoire. Wir wissen schlicht und einfach nicht, welches Kostüm wir jetzt tragen, welche Rolle wir spielen und welchen Text wir sprechen sollen. Das Bühnenbild ist fremd, viele Requisiten unbekannt und unerkannt.

Egal, wer jetzt kommt und was er oder sie „predigt“. Das Bild, die Vision muss nur stark genug sein, muss nur genug Menschen zünden, um befolgt zu werden.

Solche Darsteller gab es viele, Darsteller*innen wenige.

Das Buch ist ein Appell an uns alle. Wir müssen versuchen unser Leben neu zu ordnen. Prioritäten anders zu setzen und was wir endlich begreifen müssen: wir Menschen sind nicht die Krone der Schöpfung und wir sind nichts besonderes. Wir sind Teil der Natur und nicht Besitzer dieser. Die Erde ist nicht unser Diener, sondern wir sind ihre.

Das Buch ist sachlich und trotzdem mit Leidenschaft geschrieben. Mit Leidenschaft für den Menschen in und mit der Natur.

Ich habe begriffen: wir sind am Ende eines Weges.

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